Krankenhaus St. Josef organisiert medizinische Versorgung von Flüchtlingen in Schweinfurt

Hausärztliche, kinderärztliche und frauenärztliche Sprechstunden vor Ort

In der Aufnahmeeinrichtung in Schweinfurt unterziehen sich alle ankommenden Flüchtlinge einer Erstuntersuchung, die nach § 62 Asylverfahrensgesetz vorgeschrieben ist (AsylVerfG). Diese beinhaltet ab dem Alter von 15 Jahren eine Blutuntersuchung auf HIV- und Hepatitis-B-Viren und eine Röntgenaufnahme der Lunge zum Ausschluss einer Tuberkuloseerkrankung.

Die Röntgenuntersuchungen finden größtenteils in St. Josef, zum Teil auch im Leopoldina Krankenhaus statt). Bei Schwangeren und Kindern zwischen 9 und 14 Jahren wird anstelle der Röntgenuntersuchung ein Quantiferontest (=Bluttest) zum Ausschluss von TBC durchgeführt. Bei Kindern unter 9 Jahren ist diese Untersuchung nicht erforderlich.

Nach § 62 AsylVerfG findet auch eine kurze körperliche Untersuchung auf Anzeichen einer übertragbaren Krankheit statt (Temperaturmessung, Auskultation von Lunge und Herz, Betrachten der Augenbindehaut, um Gelbsucht auszuschließen, Inspektion der Haut an den Armen und am Bauch).

Direkt nach der Ankunft (noch vor der Registrierung) können sich die Flüchtlinge einem freiwilligen Check unterziehen, um akute Infektionskrankheiten, wie zum Beispiel Läuse oder Krätze bzw. akute Verletzungen unmittelbar behandeln zu können. Dieser freiwilligen Untersuchung unterziehen sich nach Aussage von Dr. Michael Mildner, Chefarzt im Krankenhaus St. Josef und hauptverantwortlich für die Organisation der medizinischen Versorgung in der Aufnahmeeinrichtung, 90 Prozent aller Flüchtlinge

Das Krankenhaus St. Josef deckt auch – beauftragt von der Regierung – die medizinische Hausarztversorgung in der Aufnahmeeinrichtung ab. Dort steht eine Praxis (5 Räume) zur Verfügung, die den ganzen Tag von drei Arzthelferinnnen und ein bis zwei Ärzten besetzt ist. Vormittags kümmern sich die Ärzte vor Ort um die nach § 62 AsylVerfG vorgeschriebenen Untersuchungen. Nachmittags stehen sie, ähnlich wie ein Hausarzt, den Patienten in der Einrichtung zur Verfügung. Neben einer normalen Sprechstunde bieten sie vor Ort ein Kinderimpfprogramm an, das sehr gut angenommen wird. Außerdem findet, organisiert durch St. Josef, Dienstag-, Donnerstag- und Freitagvormittag eine kinderärztliche Sprechstunde durch Frau Dr. Anwari statt, sowie am Mittwochnachmittag eine frauenärztliche Sprechstunde durch Herrn Dr. Stadelbauer.

Die Ärzte stehen auch am Wochenende für den ersten (freiwilligen) Check nach Ankunft in der Aufnahmeeinrichtung sowie für die allgemeine Sprechstunde zur Verfügung. Sonntags gibt es eine Rufdienstbereitschaft. Die Versorgung mit Medikamenten für den Akutbedarf ist mit einer kleinen Praxisapotheke gewährleistet.

Alle anfallenden Kosten sind über das Asylbewerberleistungsgesetz gedeckt.

Flüchtlinge, die nicht vor Ort behandelt werden können, werden auf Kliniken oder Praxen in der Stadt verwiesen. Die Organisation dessen und den dafür nötigen Transport managen die Arzthelferinnen und Ärzte in der Aufnahmeeinrichtung.

„Infektionsgefahr“, so Dr. Michael Mildner, „besteht für die Bürgerinnen und Bürger nicht. Da in Schweinfurt hauptsächlich syrische Flüchtlinge untergebracht sind, sind tropische Infektionskrankheiten ausgeschlossen. Im Vergleich zur mitteleuropäischen Bevölkerung besteht eine erhöhte Hepatitis B Morbidität, die Fequenz von HIV-positiven Personen ist unter syrischen Flüchtlingen eher geringer. Da diese Krankheiten aber grundsätzlich nur durch viralen Kontakt übertragen werden, besteht auch hier keine Gefahr für die Schweinfurterinnen und Schweinfurter.“

Um den Ablauf vor Ort besser zu regeln, wird in Kürze ein Warteraum für die Patienten eingerichtet. Zusätzlich hilft, auf Grund der hohen Anzahl an Flüchtlingen, der Sicherheitsdienst bei der Ein- und Verteilung der Wartenden. Ab November wird darüber hinaus ein zusätzlicher Arzt eingestellt, um die Situation zu entspannen und um die in der kühlen Jahreszeit steigende Zahl an Erkrankungen medizinisch versorgen zu können.

„Das Krankenhaus St. Josef steht voll und ganz hinter der ihm zugetragenen Aufgabe“, betont Dr. Michael Mildner. „Die Versorgung der Flüchtlinge in der Aufnahmeeinrichtung begrenzt nicht die Versorgungsmöglichkeiten der Bürgerinnen und Bürger in der Stadt Schweinfurt. Uns ist es daher auch ein besonderes Anliegen, Vorurteile abzubauen und all denen, die auf unsere humanitäre Hilfe angewiesen sind, auch zu helfen.“

Weiter ist Mildner dankbar für die enge Zusammenarbeit mit den Behörden und die oftmals unbürokratischen Lösungen bei akuten Problemen. Eine sehr gute Kooperation besteht auch mit der Kinderklinik des Leopoldina Krankenhauses, das auch bei stationären Aufenthalten mit eingebunden ist.

Stand: 20.10.2015
Quelle: http://www.schweinfurt.de